Kardiale Notfälle

Erkrankungen des Herzens

Laut Statistik Austria stellen Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache in Österreich dar. 38,9% der Todesursachen im Jahr 2018 waren auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen. Kardiale Notfälle begegnen uns im Rettungsdienst sehr häufig. Funktionsstörungen des Herzens haben einen direkten Einfluss auf alle anderen Körperfunktionen. Atemnot, Panik (bis hin zu Todesangst), Brustschmerzen oder Herzstolpern (Palpitationen) sind häufige Symptome einer Funktionsstörung des Herzens.

Das Herz pumpt Blut, und damit Sauerstoff und Energie, zu den Organen bzw. in alle Körperregionen. Der Blutkreislauf besteht auf dem Lungenkreislauf (=kleiner Kreislauf) und dem Körperkreislauf (=großer Kreislauf).

Blutkreislauf

Sauerstoffreiches Blut gelangt vom linken Vorhof - linke Kammer - Aorta - Arterien - Arteriolen in die Haargefäße (Kapillaren). Dort wird Sauerstoff an die Zellen abgegeben und Kohlenstoffdioxid aufgenommen. Der Weg zurück zum Herzen führt von den Kapillaren - Venolen - Venen zum rechten Herz. Dort gelangt es vom rechten Vorhof und der rechten Kammer über den Lungenstamm und die Lungenarterien zur Lunge, wo der Gasaustausch stattfindet.

Herzrhythmusstörungen

HRS erkennt man an einer gestörten Herzfrequenz und/oder einer Unregelmäßigkeit des Herzschlages.

Sie können wie folgt eingeteilt werden:

  • Bradykardie: zu niedrige Frequenz, aber rhythmisch

  • Tachykardie: zu hohe Frequenz, aber rhythmisch

  • Bradyarrhythmie: zu niedrige Frequenz + arrhythmisch

  • Tachyarrhythmie: zu hohe Frequenz + arrhythmisch

  • Extrasystolen: zusätzliche Schläge, die aus dem Vorhof oder der Kammer stammen können

Die Ursachen für HRS können vielfältig sein: Herzinfarkt, Herzmuskelerkrankungen, Herzklappenfehler, Medikamente, Störungen des Elektrolythaushalts, etc. HRS sind nicht zu unterschätzen und können in schweren Fällen zum Atem-KreislaufStillstand führen, z.B. beim Kammerflimmern.

Maßnahmen: Lagerung mit erhöhtem Oberkörper, beengende Kleidungsstücke öffnen, evtl. Schrittmacherpass ins KH mitnehmen

Herzinsuffizienz (=Herzversagen)

Unter einer Herzinsuffizienz versteht man eine Leistungseinschränkung des Herzens. Dabei ist die Pumpleistung vermindert, das Blutvolumen aber ausreichend. Es kann zwischen Linksherzinsuffizienz, Rechtsherzinsuffizienz und Globalherzinsuffizienz unterschieden werden.

Bei der Linksherzinsuffizienz kommt es zu einem Rückstau von Blut in die Lunge. Das wiederum kann zum (kardialen) Lungenödem führen.

Bei der Rechtsherzinsuffizienz kommt es zu einem Rückstau von Blut in den Körperkreislauf. Beinödeme, Halsvenenstauung, abdominelle Beschwerden sowie Appetitlosigkeit können Anzeichen für eine Rechtsherzinsuffizienz sein.

Wenn eine Leistungseinschränkung des gesamten Herzens besteht spricht man von einer Globalherzinsuffizienz.

Die Herzinsuffizienz kann in eine akute und in eine chronische Form sowie in eine kompensierte und eine dekompensierte Form eingeteilt werden.

Die Symptome der akuten Form entwickeln sich innerhalb von Stunden oder Tagen, Auslöser ist meist ein Herzinfarkt. Die Symptome der chronischen Form entwickeln sich dagegen innerhalb von mehreren Monaten oder Jahren und werden häufig durch eine fortschreitende KHK verursacht.

Am Anfang kann der Körper die fehlende Herzkraft noch durch andere Mechanismen kompensieren – man spricht von einer kompensierten Herzinsuffizienz. Mit zunehmendem Krankheitsverlauf versagen diese Mechanismen und die Symptome nehmen zu. Man spricht dann von einer dekompensierten Herzinsuffizienz (am Transportschein liest man dann Card. decomp.)

Maßnahmen: keine körperliche Anstrengung, Lagerung mit erhöhtem Oberkörper und falls möglich Tieflagerung der Beine (Herzbettlage), beengende Kleidungsstücke öffnen und zur ruhigen Atmung anleiten

Akuter Brustschmerz und Herzinfarkt

Angina pectoris (=Brustenge) und Herzinfarkt werden unter dem Überbegriff Akutes Koronarsyndrom (ACS) zusammengefasst. Angina-pectoris-Beschwerden können durch körperliche und/oder seelische Belastungen (siehe Broken Heart Syndrom), durch Kälte oder Nikotinmissbrauch ausgelöst werden. Hier ist die Minderversorgung des Herzens mit Sauerstoff die Ursache für die Beschwerden.

Beim Herzinfarkt ist ein plötzlich komplett verschlossenes Herzkranzgefäß die Ursache für die Beschwerden. Schmerzen und ein Engegefühl in der Brust, Ausstrahlung der Schmerzen in den linken Arm, den Hals, Oberbauch und/oder Rücken, Todesangst, Kaltschweißigkeit, Atemnot können Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Weiters gibt es sog. stumme Infarkte. Besonders bei Frauen oder Diabetikern können die Symptome entweder gar nicht auftreten oder nur schwach ausgeprägt sein. Weiters können auch unspezifische Symptome, wie z.B. Übelkeit oder Druckgefühl in der Magengegend auf einen stummen Infarkt hindeuten.

Neben der Unterscheidung zwischen Vorder- und Hinterwandinfarkt kann man zwischen STEMI und NSTEMI unterscheiden:

  • NSTEMI (non ST-segment-elevation myocardial infarction): Herzinfarkt, der im Labor, nicht aber im EKG diagnostiziert werden kann.

  • STEMI (ST-segment-elevation myocardial infarction): Herzinfarkt, der sich in Labor, Symptomatik und EKG zeigt.

! Beachte !

Präklinisch kann nicht zwischen einem (instabilen) Angina-pectoris-Anfall und einem Herzinfarkt unterschieden werden. Es ist daher immer von einem Herzinfarkt auszugehen!

Koronare Herzkrankheit (KHK)

Bei der koronaren Herzkrankheit sind die Herzkranzgefäße durch Arteriosklerose verengt. Der Herzmuskel ist dadurch minderdurchblutet und erhält zu wenig Sauerstoff (Myokardischämie).

Unter Arteriosklerose, oder umgangssprachlich auch „Arterienverkalkung“ genannt, versteht man die Ablagerung von Fett und Kalk (sog. Plaques) in der Gefäßwand. Dadurch wird der Gefäßdurchmesser immer kleiner und der Blutfluss wird eingeschränkt. Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose sind u.a. arterielle Hypertonie, Rauchen, Männer, Personen über 65 Jahre.

Hypertensive Krise (Hochdruckkrise)

Besonders bei Personen, die unter Bluthochdruck (Hypertonie) leiden, kann es zu einem Ansteigen des Blutdrucks auf Werte über 200 mmHg (systolisch) kommen. Das führt zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf. Wenn die Herzkrankgefäße diesen erhöhten Bedarf nicht mehr decken können kann es zu Angina-pectoris-Beschwerden kommen. Weiters kann durch den erhöhten Druck in den Gefäßen ein Schlaganfall kommen. Auch eine akute Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem ist möglich.

Symptome: Schwindel, Sehstörungen, Kopfschmerzen, rotes Gesicht, Übelkeit, Erbrechen, etc. Prinzipiell sind alle Symptome möglich, die bei einem Angina-pectoris-Anfall, Schlaganfall oder einem Lungenödem auch auftreten können.

Maßnahmen: entsprechen denen der Herzinsuffizienz